Liebe LeserInnen,
der Schriftsteller Hal Borland soll einst gesagt haben: „Das Jahresende ist kein Ende und kein Anfang, sondern ein Weiterleben mit der Weisheit, die uns die Erfahrung gelehrt hat.“
Betrachten wir das vergangene Jahr und blicken voraus ins Neue, dann hoffen wir, dass wir genug Weisheit angesammelt haben für die großen Veränderungen, die anstehen. Doch gehen wir zurück in das Jahr 2022. Es war ein abwechslungsreiches Jahr – Langeweile kam nie auf.
Im Januar kam Notfall Jamina zu uns. Ihr Schwanz musste amputiert werden und sie litt unter Inkontinenz. Ihre Behandlung war langwierig und teuer – doch die Resonanz auf unseren Spendenaufruf war überwältigend! Gemeinsam konnten wir die Kosten für Jaminas medizinische Versorgung stemmen. Nach langer Genesung geht es ihr hervorragend und sie wartet bei uns auf ein neues Zuhause. Die einen schaffen es, doch leider mussten wir auch Tiere gehen lassen. Darunter Vereinskatze Mieze, die im Oktober nach 15 Jahren für immer ihre Augen schloss. Für uns war das ein besonders schmerzhafter Abschied.
War das Frühjahr noch relativ „ruhig“, sollte uns dieser Sommer auf eine harte Bewährungsprobe stellen. Es begann im Juni mit einer Mutterkatze und einem Kitten. Im Juli explodierten die Aufnahmen: allein aus einem Dorf in der Nähe von Laage nahmen wir über 20 Kitten mit ihren Müttern auf. Die Auffangstation platzte und platzt immer noch aus allen Nähten! So viele niedliche Kätzchen suchen ein neues Zuhause.
Doch wir vermitteln zum Glück auch Tiere: bis zum 15.12. haben wir für 139 Katzen ein liebevolles Zuhause gefunden. Um einer Situation wie diesen Sommer vorzubeugen, kastrieren wir weiterhin beharrlich wilde Streuner. In drei Kastrationsaktionen, die vom Tierschutzbund und vom Land gefördert werden, konnten wir insgesamt 75 Katzen und 30 Kater einfangen und kastrieren. Rechnet man das grob hoch, haben wir der Geburt von ca. 250 Kitten einen Riegel vorgeschoben. Doch so lange es keine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen gibt, werden wir weiter dranbleiben müssen.
Dank der Lockerungen konnten wir in diesem Jahr wieder an vielen Veranstaltungen teilnehmen. Wir waren beim Brunnenfest, auf dem Stadtfest, dem Weihnachtsmarkt, sowie auf dem Sommerflohmarkt des Reitvereins Güstrow vertreten. Am 2. Juli luden wir wiederum Sie alle zu einem Begegnungstag ein. Viele neugierige Gäste schauten vorbei, um sich unsere Station und unsere Arbeit genauer anzusehen. Ein lieber Gast an diesem Tag, mit vielen interessanten Anekdoten, war Peter Koerner nebst Team vom Notruf für wilde Tiere e. V.
Im September kam Fenstersturz Stewie zu uns, die mit schweren Verletzungen sofort in den Not-OP musste. Auch sie hat sich gut erholt und macht unseren Vereinsraum unsicher. Ihr Fall ist rechtlich leider noch nicht geklärt. Ebenso halfen wir Katze Mitzi. Die alte Dame hatte einen Bauchtumor, doch ihr Besitzer war finanziell nicht in der Lage, ihr eine OP zu ermöglichen. Mit Ihrer Unterstützung konnten wir dies realisieren und Mitzi genießt ihren Lebensabend jetzt schmerzfrei mit ihrem Lieblingsmenschen.
Generell nahmen wir dieses Jahr viele verletzte oder kranke Tiere auf und mussten häufig Vermittlungshilfe leisten. So auch im Fall von Hund Ben: nach dem Hinweis einer Urlauberin auf schlechte Haltung nahmen wir im Oktober Kontakt zum Veterinäramt auf. Dieses stellte zeitnah den Kontakt zum Halter her, der damit einverstanden war, für Ben ein neues Heim zu suchen. Er selbst hatte den Hund damals aus schlechter Haltung gerettet und wenigstens für das Nötigste gesorgt. Leider konnte er dem Hund nicht das Leben ermöglichen, dass er brauchte. Dank der Unterstützung des Veterinäramtes durfte Ben im Dezember endlich in sein neues Heim einziehen.
Wie Sie sehen, war übers Jahr wieder viel los – Freud und Leid liegen bei unserer Arbeit so oft nah beieinander. Durch das Jahr hindurch erfuhren wir viel Zuspruch und Unterstützung, was uns sehr rührt und uns oft ein paar Sorgen von den Schultern nahm. Ganz besonders die Hilfsbereitschaft in den Fällen Jamina, Stewie und Mitzi machte uns sprachlos! Wir möchten an dieser Stelle all unseren Mitgliedern, Unterstützern, Sponsoren und Tierfreunden von Herzen danken, dass sie uns so engagiert durch das vergangene Jahr begleitet haben. Vielen Dank an jeden von Ihnen! Wir und unsere Schützlinge wünschen Ihnen einen guten Rutsch und ein wunderbares neues Jahr!
Ihr Tierschutzverein Güstrow